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Meine Paradeiser Challenge

Erich Stekovics musste nicht erst eine Erdbeere in einer Paradeiser wachsen lassen, um meine Begeisterung für seine Produkte zu wecken. Ich mein, es ist natürlich grandios, mein Lieblingsobst mit meinem Lieblingsgemüse kombiniert zu sehen. Paradeiser sind aber auch für sich einfach toll. Sie sind das Highlight jedes Sommers und gehören zu so vielen tollen Rezepten! Zum Beispiel in einen ordentlichen Burger, oder auf mein sommerliches Frühstücksbrot.

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Ihr seht schon, heute geht es um Paradeiser. Ja, sonst rede ich immer von Tomaten, aber heute muss ich mein Lieblingsgemüse Paradeiser nennen. Denn diese Köstlichkeiten hier sind viel zu gut, um mit schnöden Tomaten in einen Topf geworfen zu werden. Sie sind so voller Geschmack, so unterschiedlich und sortenreich, dass es einfach nur eine Freude ist, sie zu genießen.

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Im trockenen Klima der pannonischen Tiefebene Nordburgenlands baut Stekovics 3200 verschiedene Paradeisersorten an. Dazu kommen noch Chilis und Paprika, Knoblauch, Himbeeren, Erdbeeren… Ihm geht es darum, die Sortenvielfalt zu bewahren und ein Gegengewicht zur geschmacklosen Supermarkttomate zu bilden. Die Paradeiser kann man ab Hof frisch kaufen oder in einer der unterschiedlichen eingemachten Variationen – eingelegte Johannisbeeren, knoblauchige Ofenparadeiser, Paradeiserpowidl, und so weiter.

Ich habe letztes Wochenende ein paar Paradeiserpflanzen von Stekovics gepflanzt um sie auf seine Art aufzuziehen und herauszufinden ob das wirklich geht. Denn Erich Stekovics sagt, man darf Paradeiser nicht gießen. Niemals. Nicht mal ein bisschen. Wenn ich das jemanden erzähle, werde ich belächelt. „Jaja, er wird die Pflanzen sicher gießen und den Schmäh nur Ahnungslosen erzählen,“ sagt das Lächeln. Natürlich sind andere schon wissenschaftlicher an die Frage heran gegangen, ob Stekovics Methode erfolgreich ist. Aber ich will es selbst erleben, und dabei vielleicht auch meinen bisher unentdeckt gebliebenen grünen Daumen hervorzaubern. Deswegen habe ich beschlossen, es selbst auszuprobieren und das Erlebnis mit euch zu teilen. Das ist meine Paradeiser Challenge.

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Kennen lernen durfte ich Stekovics bereits letzten Sommer bei einer seiner wunderbar unterhaltsamen Paradeiserführung, die er jedes Jahr in den Sommermonaten anbietet. In einer kleinen Gruppe von ein bisschen mehr als ein Dutzend Leuten wandert man über seine Paradeiserfelder, lauscht den lustigen Geschichten zu den verschiedenen Sorten und probiert sich durch Dutzende Aromenexplosionen. Genauso wie beim Ausflug ins Zotter Schokoladentheater, wo ich ab der Hälfte der Führung einfach keine Schokolade mehr sehen konnte, wird einem irgendwo zwischen der 30 und 50 Tomate schlecht, aber das ist es wert. Der Kaiser der Paradeiser gestaltet seine Führungen mit einer unglaublich mitreißenden Leidenschaft und schafft es tatsächlich, einen windigen Sommernachmittag auf einem burgenländischen Feld (da ist es eh immer windig) in einem kurzweiligen Erlebnisausflug zu verwandeln. Und immer wieder betont Stekovics, dass man das Gießen der Paradeiser sein lassen soll.

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Ab Hof konnte man den ganzen Mai beim Stekovics in Frauenkirchen Paradeiser- und Chilipflanzen kaufen. Kistenweise stehen sie im Garten herum, alle fein säuberlich mit einem Schild versehen, auf dem die Frucht plus Name und einer Beschreibung zu lesen war. Schon allein diese irrsinnige Vielfalt zu sehen ist atemberaubend! So viele verschiedene Sorten, eine spannender als die andere.

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Natürlich kam ich letzten Samstag vorbereitet zum Stekovics und habe mir bereits vorab im Internet ein paar Sorten ausgesucht (und zahllose Bestellungen von Freunden und Bekannten aufgenommen). Vor Ort musste dann doch improvisiert werden, weil zielsicher die vergriffen waren, die ich wollte. Auch egal, gab ja noch Dutzend andere zum Ausprobieren! Rosenquarz, Rheinlands Ruhm, Reif Red Heart, Borghese (die schmecken nach Muskatweintrauben – die besten Trauben überhaupt), Gelbe Johannisbeere und eine sechste Sorte, deren Namen mir zwischen Kauf und Einpflanzen verloren ging, sind es bei mir geworden.

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Für meine Paradeiser Challenge habe ich die optimalsten Bedingungen überhaupt zur Verfügung, da ich die Pflanzen in Illmitz, praktisch Stekovics Nachbardorf, anpflanzen kann. Somit genießen sie dasselbe pannonische Klima mit seinen vielen Sonnenstunden und trockenen, windigen Sommern.

Also nochmal die Eckpunkte:

  • pannonisches Klima in Illmitz
  • ein Feld mit Platz, damit die Paradeiser sich entfalten
  • Paradeiserpflanzen von Stekovics, die „schon als Babys ihr erstes Nahtoderlebnis hatten und das Nichtgießen deswegen gewohnt sind“
  • kein Gießen, kein Ausgeizen, kein Hochbinden

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Eingepflanzt habe ich die Paradeiser einfach im umgegrabenen Feld mit ein bisschen neuer Erde dazu. Einmal dürfen die Pflanzen ordentlich gegossen werden, danach ist Sense mit Wasser. Genauso fällt auch das Ausgeizen und Hochbinden weg. Sie sollen nur struppig wachsen und ordentlich wuchern! Ende Juni werde ich die Erde rund um die Paradeiser noch mit reichlich Stroh auslegen, zum Schutz der Pflanzen.

Erich Stekovics verteilt übrigens auch gerne Selbsthilfe-T-Shirts für unverbesserliche Paradeiser-Gießer. Gerade für jene, die „nur ein bisschen“ gießen, und sich dann wundern, warum die Pflanzen kränkeln. Oder die Schnecken kommen.

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So schaut mein kleiner umgegrabener Paradeiser-Versuchsplatz nun aus, mit ein paar Paradeiserpflanzen und viel Platz zum wachsen dazwischen. (Die Kameratasche und der Sack mit Erde liegen da inzwischen natürlich nicht mehr rum.) Nicht sehr beeindruckend, ich weiß. Aber das wird noch.

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In ein paar Monaten kann ich vielleicht auch das unscheinbares „Gestrüpp“ hochheben um unbeschreiblich leckere Paradeiser darunter freizulegen. Wenn ich erfolgreich bin, bebaue ich nächstes Jahr das ganze Feld. Drückt mir die Daumen! Ein Update gibt’s dann nächsten Monat.

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Comments

  • Joachim Heidel

    Written on 15. März 2015

    Hallo, wollte mal an fragen, wo ich Samen für die Erdbeer-Tomate her bekomme.
    Mit freundlichen Grüßen Joachim

    Antworten
  • Es gibt was zu feiern: Vanillakitchen hat Geburtstag! (mit Gewinnspiel) vanillakitchen — vanillakitchen

    Written on 4. April 2014

    […] Die Paradeiser Challenge war ein spannendes Projekt im letzten Sommers. Ich habe ein paar Paradeiserpflänzchen testweise auf einem burgenländischen Feld aufgezogen, ohne sie zu gießen oder hochzubinden. Um herauszufinden, ob es möglich ist, Paradeiser auf diese Weise aufzuziehen. Ja, es geht! Sogar richtig gut. Belohnt wurde ich mit unbeschreiblich aromatischen Paradeisern! […]

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  • Gerda

    Written on 30. Mai 2013

    Eine Führung habe ich beim Stekovics noch nicht gemacht, obwohl ich mir das schon seit Jahren vornehme. Aber ich habe voriges Jahr einen Zeitungsartikel über ihn und seine Arbeit mit den Paradeisern gelesen. Ich war neugierig und habe die Paradeiser dann so angebaut, wie er. Nur beim Einpflanzen gießen, dann nie mehr wieder. Nicht hochbinden und nicht ausgeizen. Ich habe nur Holzwolle unter die Paradeiser gelegt. Und es hat wirklich wunderbar geklappt. Wir waren so begeistert, dass wir auch heuer wieder auf diese Art und Weise die Paradeiser pflanzen.
    Wir sind hier im nördlichen NÖ und die Paradeiser stehen in unserem Garten und nicht auf einem Feld. Ich kann diesen Versuch wirklich jedem empfehlen. Es lohnt sich! Die Pflanzen brauchen nur sehr viel Platz, weil sie am Boden wuchern.

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    • Claudia

      Written on 1. Juni 2013

      Danke! Du machst mir Mut :) Ich hoffe nur, meine Paradeiser nehmen es nicht übel, dass es die letzten Tage so viel geregnet hat…

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